Piraten als digitale Wutbürger

Rick Falkvinge hat auf seinem Blog geschrieben, warum Kinderpornographie legalisiert werden muss. Beim Lesen dieser Zeilen bekomme ich das kalte Grauen und Wut, unglaubliche Wut.

erzählt tomate. Diese Aussage mag Aufschluss über den emotionalen Zustand des Senders geben – doch einen guten Grund für das Verbot liefert sie nicht. Im Gegenteil: Wer Wut, Hass und Ekel als Argumente gelten lässt, macht es Vertretern von Selbstjustiz und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit einfach.

Die Freiheit des Internets kann nicht damit erkämpft werden, dass eine eindeutig kriminelle Handlung für gut befunden wird.

meint Bernd Schlömer, Vorsitzender der Piratenpartei Deutschland. Das mag seriöser klingen, ist jedoch ebenfalls kein besonders gutes Argument. Zur Erinnerung: Martin Luther King war ein Krimineller, homosexuelle Handlungen waren in Deutschland lange Zeit illegal, der Besitz gewisser Drogen ist immer noch verboten.

Die Begründungen, die Falkvinge angibt, sind alle so falsch, wie man sich nur vorstellen kann.

… behauptet tomate weiter. Möglicherweise ist das tatsächlich so – doch solange er Falkvinges Text nicht auseinandernimmt, kann ich ihm nicht so recht glauben.

Ein Beispiel nehmen könnte er sich an hanhaiwen, der es bei Falkvinges Argumentation an Präzision mangelt. Auch Udo Vetter setzt sich mit Falkvinges Artikel inhaltlich auseinander. Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten Vertretern der Piratenpartei sind beide fähig zu sachlicher Kritik.

Fefe tranchiert den Skandal. Money Quote:

Was hätte die Piratenpartei denn stattdessen machen können? Sie hätte eine sachliche Presseerklärung machen können, statt dieser überemotionalisierenden Scheiße, die der Schlömer und der Urbach da rausdeprimiert haben. Es gibt so viele kritikwürdige Punkte am Status Quo, nicht zuletzt dass (was auch Falkvinge anspricht) Jugendliche kriminalisiert werden, die Nacktfotos von sich selbst und ihren Sexpartnern machen. Oder dass man sogar für erotische Texte oder Zeichnungen verfolgt werden kann, bei denen offensichtlich niemand zu Schaden kam, schon gar kein Kind.

In einem älteren Text behandelt Paul Graham die Problematik, gegen die herrschende Moral zu argumentieren:

The statements that make people mad are the ones they worry might be believed. I suspect the statements that make people maddest are those they worry might be true.

If Galileo had said that people in Padua were ten feet tall, he would have been regarded as a harmless eccentric. Saying the earth orbited the sun was another matter. The church knew this would set people thinking.

Der Postillon tritt nach: Piratenpartei ab sofort etablierte Systempartei ohne Charakter.

leitmedium sammelt Reaktionen auf Falkvinges Artikel.

Falkvinge legt nach, setzt sich detailliert mit Kritik auseinander: Child Porn Laws Aren’t As Bad As You Think: They’re Much, Much Worse.. Auch er bemerkt die Reaktion der deutschen Piratenpartei:

To be honest, I don’t think I’ve ever read such a nuanced, thoughtful discussion on this subject as in the threads that the article started. I’m very happy to see that people are daring to start clean up this toxic sludge and attempt to make sense of our laws. For examples, look at the Slashdot thread as well as the thread on Hacker News. It’s not just the traditional geek forums, either: Mainstream press such as Business Insider also holds a generally supportive comment field.

The one exception came from the German Piratenpartei, whose leadership quickly sent out a press release distancing themselves from me as a person. That (the distancing) predictably became a story in itself in German press, the exact content of the PPDE press release, rather than the contents and argumentation of my article.

10. September 2012 von erlehmann
Kategorien: Netzkultur, Netzpolitik, Rants, Recht | Schlagwörter: , | Schreibe einen Kommentar

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