Lesebefehl: Magisterarbeit über Krautchan

In der Magisterarbeit In den Unterwelten des Web 2.0. Ethnographie eines Imageboards setzt sich Nils Löber aus kulturwissenschaftlicher Sicht mit der kritischen Internetplattform Krautchan auseinander. Ausgehend von einer siebenwöchigen Feldforschung beschreibt Löber Schauplätze und Meme deutschsprachiger Netzkultur. Zitat Klappentext:

In netzpolitischen Debatten wird häufig das Internet als „rechtsfreier Raum“ beschworen. In der vorliegenden Arbeit wird anhand einer Spezialform von Internetforen – sogenannter Imageboards – untersucht, welche Diskurse und Praktiken sich tatsächlich in einem auf vollständige Anonymität und weitgehende Regellosigkeit stützenden Kommunikationsraum ausbilden können. Zu Tage treten hierbei neben symbolischen Exzessen im Bereich Gewalt und Pornografie auch unerwartete Formen insbesondere männlicher Solidarität und reichhaltiger popularer Kreativität.

Über den Kontext „Bildbrett“ hinaus interessant ist Löbers Klassifikationsschema für Internetforen anhand sechs sieben verschiedener Merkmale (Seite 21ff), mit dem sich auch soziale Netzwerke wie Facebook und Google+ einordnen lassen:

  • Anonymität, Pseudonymität, Realnamenverwendung
  • Restriktivität vs. Anarchie
  • Unbegrenzte vs. begrenzte Archivierung
  • Zentralisierte vs. diffuse Machtstruktur
  • Threaded vs. non-threaded
  • Monomedialität vs. Multimedialität
  • Kommerzielle vs. nicht-kommerzielle Ausrichtung

Anzumerken bleibt: Die Recherche zur Arbeit endete Anfang 2009. Folglich werden weder die gegen Sascha Lobo gerichteten Trollereien noch dessen nachfolgende Beiträge zur Trollologie (2010, 2011) behandelt; auch Countryballs und die Aufregung feministischer Bloggerinnen nach der re:publica 2010 bleiben unerwähnt. Weswegen die recht bekannte Casio-Kopierpaste nicht vorkommt, ist mir allerdings unklar.

Krautchan wird ebenfalls erwähnt in der Diplomarbeit Die Bedeutung von Depression, Insomnie und internetspezifischen maladaptiven Kognitionen für problematischen Internetgebrauch.

18. Juli 2011 von erlehmann
Kategorien: Netzkultur | Schlagwörter: , , , , | 5 Kommentare

Kommentare (5)

  1. hach

    Damals waren die Postcounts ja noch sechsstellig. Und brüllkerl.jpg gibt es auch nicht mehr. Und so wenig Neuschuchteln! Und der IRC war nicht voller Leute!

    Da wird man ganz nostalgisch

    Schöne Arbeit!

  2. Respekt. Auch dafür, dass der Autor anscheinend keine akademische Karriere anstrebt, sonst hätte er wohl Nikolaus-Bräuche statt Imageboards gewählt.

    Ich hätte mich sehr gefreut, wenn mehr Methoden aus dem Umkreis der Volkskunde auf Krautchan losgelassen worden wären. Insbesondere Oral History und die Methoden der volkskundlichen Bildforschung. Und die Feldforschung blieb doch stark distanziert. Mehr Teilnahme hätte vielleicht zu tieferem Verständnis der Bildbretter geführt. Vermutlich wäre aber all das auch weit über den Rahmen einer einzigen Abschlussarbeit hinausgegangen.

  3. Verfickte Säge!

  4. Kein Wunder, mit so einem bescheuerten Vornamen kann man ja nur über den Krautkanal schreiben. Da ist das Fasagen ja schon vorprogrammiert.

  5. Dieses Krautchan ist das noch legal? Na klar ist es das denn das Internet ist ein rechtsfreier Raum. Wir haben uns die Mühe gemacht und ein KC Archiv in PHP runtergeschrieben. Vielleicht ganz interessant für den ein oder anderen 24-7 Bernd.

    oke das war alles

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