Wie voxpark für primacall arbeitet

Bekommen sie gerne Spam ? wollte ich vom Callcenter-Angestellten am anderen Ende des Tisches wissen, der mir nach kurzer Pause bedeutete, meine Frage zu wiederholen. Bekommen sie gerne Spam ?Nein. antwortete der Anzugträger, Wieso wollen Sie das wissen ? Ich winkte ab, worauf er weiter über den Bereich A2 — Aktivierung […] potentieller Kunden — referierte. Den anderen Bewerbern sollte klar sein, worauf meine Frage abzielte.

Zwanzig Minuten vorher, gegen halb zehn, hatte ich noch im Foyer der voxpark GmbH gesessen, geködert von der Aussicht, fürs Reden bezahlt zu werden. Fine Phine, eine ehemalige Schulkameradin, hatte erwähnt, hier mal gearbeitet zu haben. Als ich vor der Uni angesprochen wurde, war ich also nicht abgeneigt — bis sich herausstellte, dass die Arbeit darin bestand, Adresslisten abzutelefonieren, um Leuten Telefontarife zu verkaufen. Gezielt fremde Leute […] anrufen und damit auf einer Stufe mit Staubsauger Vodafonevertretern und den Zeugen Jehovas stehen wollte ich nicht; meine Bekannte war da wohl etwas weniger sensibel.

Einige Monate später kontaktierte man mich erneut: Diesmal ginge es nur um Bestandskunden, also Leute, mit denen bereits eine Vertragsbeziehung bestehe. Ein Termin wurde für Donnertag vereinbart und, als ich kurzfristig nicht konnte, auf Freitag verlegt. Schließlich saß ich zusammen mit acht weiteren Bewerbern um einen Tisch. Kurz tauschte man sich aus, einige hatten ähnliche Geschichten vorzuweisen. Wer nicht schwieg, teilte die Ablehnung […] gegen die Aktivierungsabteilung A2: Einer bestand sogar darauf, dass diese Art der Akquise seit drei Monaten kriminell sei, es wäre ein neues Gesetz erlassen worden. Dann erschien ein junger Mann, der uns einweisen sollte; es wurde still.

Recht schnell eröffnete dieser uns, dass man, bevor man im Bestandskundenprojekt eingesetzt würde, mindestens einige Tage in der Aktivierung arbeiten müsse, um das Telefonieren zu lernen. Diese Ankündigung rief allgemeines Missfallen hervor — ich und ein weiterer Beteiligter erhoben sich bereits, da holte der Angestellte einen Kollegen, welcher uns jedoch ebenfalls nicht zum Bleiben überreden konnte: Nach kurzem Geplänkel (s.o.) verließen nunmehr vier Personen die Vorstellungsrunde. Beim Verlassen des Gebäudes bedeutete ich der Rezeptionistin, meine Telefonnummer zu löschen.

Fassen wir also zusammen:

  • voxpark produziert Telefon-Spam (übrigens im Auftrag der Primacall).
  • voxpark lügt Bewerber an, von wegen es gehe nur um Bestandskunden.

Und das, liebe Kinder, sind zwei gute Gründe, warum man nicht dort arbeiten möchte.

Spreeblick hat bereits 2007 einen Primacall-Mitarbeiter interviewt und wurde prompt abgemahnt (via verbraucherrechtliches …).

Nachdem ich einen Brief von einer Anwaltskanzlei bekam, wurde dieser Beitrag ohne Anerkennung einer Rechtspflicht nachträglich abgeändert, damit ich keine Briefe von dieser Anwaltskanzlei mehr bekomme; veränderte Stellen und Auslassungen sind durch Ellipsen in eckigen Klammern markiert. An dieser Stelle vielen Dank an Johnny Häusler und Dennis Sevriens.

17. Oktober 2009 von erlehmann
Kategorien: In eigener Sache, Misantropie als Bewältigungsstrategie, Rants | Schlagwörter: , , | 1 Kommentar