Stoppt die Generation Porno!
— Interview mit Conrad Clemens von der Jungen Union
Heute erschien eine Pressemitteilung der Jungen Union Berlin, in dem diese ein härteres Vorgehen gegen frei verfügbare Pornografie im Internet anmahnt (Netzpolitik berichtete). Conrad Clemens, Landesvorsitzender der JU Berlin, hat hierzu Die Welt ist gar nicht so telefonisch einige Fragen beantwortet:
Die Welt ist gar nicht so: Handelt es sich bei der heute erschienen Pressemeldung mit der Überschrift Stoppt die Generation Porno!
tatsächlich um eine offizielle Mitteilung der Jungen Union Berlin? Oder ist diese möglicherweise auf einen unberechtigten Zugriff auf die Webseite zurückzuführen?
Conrad Clemens: Das ist in der Tat so. Das stammt aus meiner Feder, es ist sozusagen eine Pressemitteilung von uns.
Die Meldung wurde von der JU-Berlin-Seite entfernt. Hier ist ein Screenshot.
D: Inwiefern verträgt sich die besagte Pressemeldung mit dem Netzpolitik-Beschluss des Deutschlandrates der Jungen Union von letzter Woche, der sich klar für den Grundsatz Löschen statt Sperren
ausspricht, Sperrungen als nutzlos
bezeichnet und eine erneute Debatte als überflüssig
charakterisiert? Oder wurde der jetzige Zeitpunkt der Veröffentlichung gewählt, um gerade da eine konservative Gegenstimme anzubringen?
CC: Ich kenne den Beschluss des Deutschlandrates, ich finde ihn auch in großen Teilen gut und richtig. Das ist insofern ein neues Thema, als dass es heute eine Studie gab — einen aktuellen Bezug zur Pornografie im Netz. Davon handelt der Antrag, die Beschlusslage nicht explizit. Es geht eben darum, dass es schon länger einen Anstieg von Pornoseiten und einen leichten Zugang zu Pornoseiten von Jugendlichen, von Minderjährigen gibt und da finden wir als Junge Union Berlin, dass da eben etwas getan werden muss.
D: Sie sehen Pornografie also im Allgemeinen ja als schwerwiegendes soziales Problem an …
CC: Moment, da möchte ich widersprechen! Pornografie kann natürlich zu einem gewissen Grad für Erwachsene durchaus zugänglich sein, aber es ist eben ein Problem für Kinder … Wir wissen es ja alle: Mit zwei Klicks sind die bei den krassesten Seiten und Filmchen usw..
D: Wie kommt es, dass sie vor allem technische Maßnahmen zur Bekämpfung befürworten? Der Chaos Computer Club propagiert ja bereits seit Längerem, dass technische Maßnahmen für soziale Probleme — hier also die Verfügbarkeit von Pornografie für Minderjährige — keine hinreichenden Lösungen sein können.
CC: Wir finden es natürlich auch richtig, was im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag drinsteht: Dass vor allem auch die Eltern eine gewisse Rolle spielen müssen, Verantwortung übernehmen, sich um ihre Kinder kümmern und dass es auch im Zuhause, in der Familie wichtig ist, dass da darauf geachtet wird und dass da auch Verantwortung übernommen wird. Das ist natürlich ein Lösungsweg. Wir glauben aber, dass zum Beispiel die Mediennutzung übers Internet- übers Handy, auf dem Schulhof — da ist ja die Familie nicht da …
D: Ich habe auch ein internetfähiges Handy; also ich weiß, wie einfach das ist, unabhängig von anderen Leuten …
CC: Genau! Wir sagen: Die Idee mit den Eltern ist gut und richtig, aber es reicht nicht aus. Wir wissen, dass technische Sachen sehr schwierig sind, dass sowohl Löschung als auch Sperrung kompliziert ist und wahrscheinlich binnen wenigen Minuten auch zu umgehen ist, aber wir finden einfach — so steht es ja auch in dem Text: Da müssen sich Informatiker mit Politikern zusammensetzen und eben nach Lösungen suchen. Und ich finde: Gar nichts tun und das einfach so zu beobachten, ist nicht der richtige Weg.
D: Sie schreiben ja, dass Internetsperren ihrer Ansicht nach sinnlos sind, die Löschungsbemühungen des BKAs aber auch. Warum fordern Sie dann nun erneut Sperren und nicht, dass man die Internetkompetenzen beim BKA erhöht? Und wollen Sie zur Bewertung der Effektivität der Maßnahmen nicht den Evaluationsbericht der Bundesregierung abwarten?
CC: Das ist richtig, da wird man sicher nochmal neu bewerten müssen, wenn das kommt, aber diese Studie, die jetzt rausgekommen ist, zeigt ja, dass es Schwierigkeiten gibt, dass sich das BKA beschwert. Es gibt auch andere, die meinen, es gibt einige Erfolge — das gilt es sicherlich abzuwarten. Uns geht es ja vor allem darum, dass man auch anfängt, über die Pornografie zu reden …
D: … es geht Ihnen also um ein Problembewusstsein …
CC: Genau. Ich wollte jetzt wirklich nicht diese gigantische Debatte „Löschen oder Sperren?“ aufmachen. Wir sind einfach der Meinung, dass es keine Tabus geben soll. Dann muss man eben gucken, ob man vielleicht andere Sperrmöglichkeiten findet, dass man andere Löschmöglichkeiten findet — dass man guckt, dass es wirklich effektive Maßnahmen … und da darf es eben keine Tabus geben. Und ich hab da ja wirklich den Eindruck: Allein schon, wenn man das Wort „Sperren“ in den Mund nimmt, ist alles ganz furchtbar …
D: … Sie haben sicher den letzten Sommer miterlebt, mit den Demonstrationen …
CC: … da finde ich einfach, sollte es ein offenes Denken darüber geben: Wie gehen wir denn mit diesem Phänomen um, dass unglaublich viele Pornos konsumiert werden, von Minderjährigen?
D: Finden Sie, man sollte nur gegen kommerziell verfügbare Pornografie vorgehen? Oder halten sie auch Maßnahmen gegen sogenanntes „Sexting“ — das Versenden von eigenen Nacktbildern per Mobiltelefon — oder das Hochladen von Bildern auf anonymen Internetforen, sog. Bildbrettern, für legitim? Sollten also Jugendliche auch für die Verbreitung von Jugendpornografie bestraft werden?
CC: Ich finde schon Seiten wie Chatroulette oder andere Seiten, auf denen privat jeder Sachen hochladen kann und Sachen machen kann, bedenklich, absolut. Das kann ja genau so von einem Minderjährigen gesehen werden und runtergeladen werden und alles Mögliche …
D: Und Minderjährige, die selber Bilder ins Netz stellen — von sich, nackt? Das gibt es ja. Was glauben Sie, sollte man dagegen tun?
CC: Wie gesagt, man sollte wirklich die gesamte Palette gegen diese, gegen alle Möglichen … und da gehört das sicherlich dazu, zu den pornografischen Inhalten im Internet, die nicht legal sind, natürlich nicht legal sind!
D: Pornografie bezeichnen Sie als „immer frauenfeindlich“; trifft dies ihrer Ansicht nach auch auf feministische oder schwule Pornos zu? Was halten sie von BDSM, also einvernehmlicher Auslebung von Unterwerfungs- und Gewalt-Fantasien mit sexueller Komponente?
CC: Wenn keine Frau in dem Porno vorkommt, ist es natürlich auch nicht frauenfeindlich. Es ist für mich nur sehr wichtig — und das ist es auch, was die Sexualwissenschaftler sagen: Wenn ein Jugendlicher, ein Minderjähriger diese Sachen sieht, dass er das, was er beobachtet, anders aufnimmt, als ein Erwachsener. Und wenn man eben sehr jung ist, dann sieht man da die Erwachsenen, was die sich gegenseitig zufügen und deswegen habe ich da eben gedacht: Das kann dazu führen, dass die Jugendlichen frauenfeindlich werden oder auch erhöhte Gewaltbereitschaft haben — weil sie sehen, was da zugefügt wird und dass die dabei auch noch Lachen und Spaß haben! Da muss knallhart gesagt werden, das darf nur ein Erwachsener sehen — und da bin ich auch kompromisslos.
Natürlich gibt es BDSM-Aufklärungsseiten, die müssen natürlich erhalten bleiben und die müssen auch zugänglich sein, für Menschen, die sich darüber informieren wollen, aber das kann man glaube ich sehr gut unterscheiden — und es ist ja jetzt nicht so, dass wenn etwas gelöscht oder gesperrt wird, dass so eine Seite sich nicht wehren kann: Da können dann die Betreiber sagen „Wir sind eine aufklärende Seite, die nur informieren möchte. Bei uns gibt es keine bedenklichen Inhalte“, dann wird es natürlich wieder hergestellt; das ist ja kein Problem.
D: Eine Studie kam 1999 zu dem Schluss, dass in Japan — einer für besonders exquisite Pornografie bekannten Nation — mit der zunehmenden Verfügbarkeit von pornografischem Material die Anzahl an Sexualstraftaten zurückging. Ähnliche Ergebnisse wurden bereits früher für Dänemark, Schweden und Westdeutschland festgestellt. Sie hingegen behaupten, Pornografie führe zu Gewalttätigkeit. Hat sich der Stand der Forschung seitdem verändert?
CC: Ich sage ja vor allem, dass es schwierig ist, für Minderjährige, für Kinder, dass da ein schwieriger Effekt ist für Leute, die eben noch in der Erziehung sind. Und da kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Filmchen, die es da zu sehen gibt, irgendeinen positiven Effekt haben können.
D: Können Sie auf Studien verweisen, die nicht nur sagen, dass Kinder jetzt mehr Pornos gucken, sondern daraus auch entsprechende Effekte ableiten?
CC: Ich kann nur auf dieses Institut der Charité verweisen, da sagt der Wissenschaftler [gemeint ist Klaus Beier, Direktor des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin] ganz klar, dass es einen negativen Effekt hat. Es kann natürlich auch einen Wissenschaftler geben, der sagt, es hat einen positiven Effekt, aber das ist ja auch eine politische Entscheidung! Es gibt zu jedem Thema verschiedene Meinungen und zu jedem Thema unterschiedliche wissenschaftliche Studien und nicht immer kann man ganz klar sagen „Das ist der Effekt.“, aber wir sind ja in der Politik und wollen politische Entscheidungen treffen und wollen sagen: Wir setzen hier mal ein Stoppschild hin.
D: Aber das muss doch faktenbasiert sein? Politik ist ja nicht nur Ideologie.
CC: Das ist richtig. Es muss dann ein Expertengremium geben — ich sage nicht, dass man jetzt von einem Wissenschaftler alles eins-zu-eins übernehmen soll — aber ich schlage ja genau das vor: Nehmt diese Enquête-Kommission, die gerade gegründet wurde, diskutiert das da und sucht nach effektiven Lösungen!
Es ist ja nicht so, dass ich da schon Sachen in Gesetzesform habe und sage „Genau so muss es kommen!“; ich will einfach, dass darüber diskutiert wird — dass auch darüber nachgedacht wird, ob wir nicht vielleicht diese Pornografie stärker verbieten müssen. Das ist mein Ansinnen. Und ich bin nun weder Sexualexperte noch Informatiker, aber ich kann nur sagen: Es ist wichtig, dass wir darüber diskutieren und dass es eine Entwicklung ist, die wir nicht einfach so geschehen lassen. Wir sollten darüber reden und das sollten vor allem Experten tun.
D: Letzte Frage: In Deutschland kann man mit deutschen Gesetzen sicher Einiges durchsetzen. Wie sieht ihre Vision für ausländische und insbesondere außereuropäische Anbieter von Pornografie aus?
CC: Wir haben ja auch in dem gleichen Text die Forderung von diesem „Schengen-Raum“: Dass versucht werden soll, einen einheitlichen Gesetzesraum zu schaffen, in dem wirklich international, über Grenzen hinweg, Anbieter auch verfolgt werden können. Wenn man zu dem Schluss kommt, dass man Pornografie stärker verbieten muss für Jugendliche, dann muss es das Ziel sein, das international zu machen.
D: Ich danke Ihnen für die Beantwortung meiner Fragen. Wollen Sie zum Schluss noch etwas sagen, von sich aus?
CC: Wiegesagt, es geht um einen Denkanstoß, zu sagen: Irgendetwas muss getan werden, so kann es nicht weitergehen. Lasst uns zusammensitzen und versuchen, Lösungen zu finden!
Zur Vermeidung redundanter Formulierungen wurde das Transkript leicht gekürzt. Ein vollständiger Audio-Mitschnitt liegt vor.
Conrad Clemens rief mich soeben an, ob man sich nicht einigen
könnte, das Interview von meiner Seite zu nehmen. Nein, kann man nicht: Ich nehme zwar gerne stilistische Änderungen und inhaltliche Korrekturen vor (sollte Herr Clemens hinter einigen Äußerungen nicht oder nicht mehr stehen, trage ich eine Distanzierung gerne nach), meinen Lesern dieses Dokument vorzuenthalten, empfände ich aber als unfair.
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Isch hab’ mir überlegt, dass isch jetzt mal denke, dass ja auch ein Wissenschaftler gesagt hat, der Herr Zierke vom BKA, der hätte ja ein Stück Papier, was ja irgendwie auch eine Studie sein kann, wenn man es häufig genug behauptet, also da hab’ ich mir also gedacht, man könnte doch mal sagen, dass da jetzt nicht mehr so weiter gehen kann, dass da endlich mal irgendwie aufgräumt werden muss in dem Saustall, allein schon wegen den Kindern, gerade wegen den Kindern, wenn man überlegt, dass auch früher auf dem Land 30% der Kinder die Kühe beim fic*** gesehen haben und wenn man dann bedenkt, was da alles für komische Menschen draus wurden, und dann hab’ ich mir noch überlegt, ich könnte ja mein Profil so in der Partei ein bisserl schärfen, so halt, weil wir ja als JU irgendwie noch krasser konservativ sein müssen als schon die Altvorderen und ich bin schliesslich aus Neukölln, sie haben garkeine Vorstellung, was hier abgeht, da würde man manchmal selbst lieber Pornos im Netz gucken, auf den ganzen Webseiten, die ich in meinem Artikel angeführt habe, leider ist der jetzt weg, weil ich dann doch keine Eier habe zu dem Unsinn zu stehen, den ich jetzt mal verfasst habe, weil ich halt dachte, wegen den Kindern, ei, wegen den Kindern, Mensch, wegen den Kindern da muss man doch mal was machen, diese ganzen Online-Radikalen, die sind doch alles Verräter an unserer Nation, selbst auf youporn laufen kaum deutsche Pornos, nur englischer Kram, da können die ganzen Immigranten, die wir jetzt gut finden müssen, weil der Wulff ja jetzt mal einen auf lieb macht und, ach jetzt hab isch den Faden verloren, ich finde wir sollten den kommentar auch, irgendwie sollten wir uns da gütlich einigen, isch hab da kontakte, isch könnte misch dafür einsetzen, dass ihre Webseite nicht abgeschaltet wird, wenn wir hier mal anfangen aufzuräumen mit dem Online-Saustall.
Allein schon wegen den Kindern.
Danke für dieses aufschlussreiche Interview. Die Betonköpfe der CDU sitzen nicht so sehr in der Regierung (da auch) sondern vor allem in deren lächerlichen “Jugendorganisation”. Erst Göppingen jetzt Berlin. Ich frag mich wie man eine solche Partei auch noch wählen kann…
„Manchmal, aber nur manchmal…“ Passagen des Interviews klingen, als sollte sich Clemens dringend mal mit einer Frau über das Thema unterhalten.
Schengen-Raum fürs Internet, „irgendwas muss getan werden“ – geht es nur mir so, dass mir spontan die Worte _blinder Aktionismus_ in den Sinn kommen? Clemens scheint außer diesem Interview am liebsten auch das Internet im Ganz zurückziehen zu wollen.
Danke für die Veröffentlichung. Untermauert mal wieder das Bild, das man von der JU hat.
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Danke für dieses Interview.
Ich habe seit der JU Forderung ein extra Stimme für Leistungsträger einzuführen, nichts dümmeres gelesen.
Hoffentlich greift das eine noch größere Medienanstalt auf, und führt einmal vor, wie hier ein Landesvorsitzender einer politischen Jungendorganisation mit wenig Sachkenntnis aber vollem Tatendrang in die Landschaft rotzt.
Die Anfrage ob man sich über das Interview nicht “einigen” könnte, in Verbindung einer Sperrung oder Löschung von Medieninhalten, sollte uns allen Warnung genug sein.
Mir dreht sich dabei nur der Magen um.
Danke das du es drin lässt. Fantastisch. Man sollte halt nachdenken bevor man Dinge sagt die man später bereut, vor allem als Vorsitzender der Jungen Union. Ich hatte ja schon einige Vorstellungen von dem Interview, so hätte ich es dennoch nicht erwartet.
Großes Danke
Ganz grosses Kino. Danke dafür. Und dass es keine Tabus geben darf, sagt der Mann ja selber, insofern dürfte er gegen das Stehenlassen des Interviews naturgemäß nichts haben dürfen :o)
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Zum Nachtrag (2): Conrad Clemens hat damit immerhin bewiesen, dass “Löschen vor Sperren” nicht funktioniert. Genau wie beim BKA. Jetzt muss er ein Stopp-Schild vor diesen Blog stellen ;-)
Was macht denn der Stoiber in der Jungen Union?
Danke für dieses Interview. “Aber das muss doch faktenbasiert sein? Politik ist ja nicht nur Ideologie.” ist eindeutig etwas, dass sich mehr Politiker – ob sie nun aus der jungen oder alten Garde sind – zu Herzen nehmen sollten.
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Yeah!
Scheiße stürmt in großen braunen Brocken vom Himmel und verbreitet die Schwarze Pest auf Erden. – Nicht!
Am deutschen Wesen muss die Welt genesen.
Wer hätte gedacht das es noch immer Spinner gibt, die dem Rest der Welt vorschreiben wollen, was sie zu verbieten hat.
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Sicherlich bestürzend, auf welch niedrigem Niveau dieser CC argumentiert. Er ist massiv unterinformiert, kann das Problem nicht ansatzweise zur Sprache bringen und hat obvendrein auch keine Lösung.
Mindestens genauso bestürzend finde ich allerdings die Kommentare, die so tun, als wäre es nicht fatal, wenn Kindern als erstes harte Pornographie ins Gesicht spritzt, wenn sie sich dieses ominöse Liebesgetue der Erwachsenen mal ansehen wollen. Da entsteht zumindestens ein völlig neuer Aufklärungsbedarf.
Tatsächlich scheinen die Erwachsenen sich mit erstaunlicher Rücksichtlosigkeit dazu entschlossen zu haben, Kinder gar nicht mehr wahrzunehmen. Die emotionalen Bedürfnisse der Erwachsenen dominieren immer rabiater über die der Kinder. Das lässt sich nicht nur in puncto Pornographie beobachten. Das ist längst ein Mega-Trend, der parteiübergreifend durchschlägt.
Kommentare, die bereits den “Denkanstöß” ausradieren möchten, belegen das, scheint mir.
Hammer Aktion. Danke!
Wie alt ist dieser Junge?
“Diskutiert das da…”
Wasn Schwachsinn. Da muss nicht diskutiert, sondern empirisch geforscht werden. Wenn man dann bemerkt, welchen Effekt es WIRKLICH hat, dann kann man diskutieren. Und net nur besemmelte MEINUNGEN von Wissenschaftlern posten. Empirie schlägt Meinung sehr oft, in der Ernährungswissenschaft für Fett für 30 Jahre verteufelt, weil alle die Meinung einer Person vertraten und Angst um ihre Jobs hatten. Die Empirie/Epidemiologie sagte aber noch was ganz anderes und war manipuliert.
Genau so einen Blödsinn muss man doch mal abstrafen… wenn ich sowas in der Uni erzählen würde, bekäme ich gleich von allen Seiten flak, dass meine Aussagen nicht belegbar und irrelevant wären…
na bei youporn gibt’s doch ne altersabfrage. also nix mit meckern.
Danke für das Interview, Realitätsverlust in Dimensionen wie ihn nur CDU Mitglieder erleiden können. Das BKA jammert rum weil sie endlich ihre Sperrinfrastruktur haben wollen — oder wie ist es sonst zu erklären das zum Beispiel der Bankensektor weltweit innerhalb von Stunden Phishing Seiten schließen lässt?
Marcel:
> Was macht denn der Stoiber in der Jungen Union?
Den Altersdurchschnitt senken…
Offenbar kann man als Vorsitzender der Jungen Union Berlin Positionen entwerfen und per Pressemitteilungen der Welt verkünden, ohne sie vorher groß mit anderen in der Partei abstimmen zu müssen.
Wenn ich Mitglied der Jungen Union Berlin wär, würd ich dem Vorsitzenden ja den Rücktritt nahelegen, wegen Nichtbeachtung der innerparteilichen Demokratie.
@GrandCru
Nettes Bild mit dem “spritzen”, aber wieso fatal? Sagt wer?
Soweit ich weiß, kriegt man nen DSL-Anschluss doch erst ab 18, oder? Heißt also, die Eltern sollen ihre Kleinen nicht vor dem TV und auch nicht vor dem PC einfach parken, sondern mit der Medienkompetenz möglichst früh anfangen. Dann kann man sich sämtlichen Politiker-Aktionismus sparen.
Erinnert mich an ein Volker Pispers Zitat über Angela Merkel:
“Da müssen sich die Arbeitsplätze und der Planet mal zusammensetzen und eine gemeinsame Lösung finden”
Göttlich^^
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Festzuhalten ist: Es gibt auch modernere Menschen in der JU. Ich kenn’ zumindest ein paar davon.
Ansonsten schliesse ich mich Stefan an, der sich fragt, ob denn die gesamte JU Berlin so denkt und ob man innerparteilisch nicht über einen Rücktritt von Porno-Conrad nachdenken sollte.
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Wow, jetzt wurdest du von einem Alphablogger verlinkt.
Pornos ohne Frauen sind nicht frauenfeindlich?
Also wenn ich einen Betrieb aufmache und keine Frauen einstelle, bin ich frauenfeindlich.
Wenn ich einen Film ohne Frauen drehe, wird mir das sicher auch jemand vorwerfen.
Aber Pornos sind nur MIT Frauen Frauenfeindlich?
Ich würde mir gerne mal die Internet Explorer Caches der JU Berlin anschaunen. Die wissen bestimmt nicht mal, dass es sowas gibt…
Marcel:
Weiß jetzt nicht, wo du das her hast, aber prinzipiell sind bei allen Parteien (außer der FDP) die Jugendorganisationen nur eine Untergruppe der Hauptpartei (vergleichbar mit Frauenunion, Arbeitgeberflügel, etc) und es gibt damit keine wirklich getrennten Mitgliedschaften. Allerdings machen es einige Parteien (SPD bspw) der FDP nach und erlauben reine Jugend-Mitgliedschaften, organisatorisch von der Hauptpartei getrennt sind aber nur die Jungen Liberalen.
Die Kommentare hier sind ehrlich gesagt weitaus erschreckender als das Interview. Keiner kann schlüssig benennen oder begründen, was denn so unsäglich an so einem einfachen Denkanstoss einer Jugendorganisation ist, die ja auch längst nicht so geschliffen rüberkommen muss als die Partei selbst.
Ein Armutszeugnis für die Leserschaft dieses Blogs.
Am besten ist der Kommentar, der eine natürlich empirische Studie fordert, also Kinder erst mal ordentlich den Pornos auszusetzen.
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Mark:
Äh, danke für diese Info. Ich weiß, was du meinst: Die sind alle gleich.
Mark:
Äh, danke für diese Info. Ich weiß, was du meinst: Die sind alle gleich.
Marcel, evetuell irrst du dich. Das
kann hohle, undifferenzierte Parteien(jugendorganisations)kritik sein, genauso könnte aber auch folgendes gemeint sein: Die formale Organisation. Es ist nämlich so, dass alle parteipolitischen Jugendorganisationen Teilorganisationen ihrer “Mutterpartei” sind – mit Ausnahme der “Jungen Liberalen”. Die sind – ich meine, das mal gehört zu haben – ein e.V. und definitiv nicht Teilorganisation der FDP.
Mal nicht immer das schlechteste vermuten!
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Ich wäre nicht in der Lage gewesen bei diesem Gespräch ausfallend, polemisch zu werden oder einfach lachen zu müssen, großartig!
Kommt der 4chan-Link hinter “andere Seiten” von CC oder von Dir?
(Also inhaltlich. Ich nehme nicht an, dass einer von Euch beiden HTML-Tags gesprochen hat)
@ W.R. Juli 16th, 2010 um 19:04
Du verwechselst “empirisch” mit “experimentell”
Unter empirische Untersuchungen fallen auch Beobachtungen. D.h. ich schaue mir eine Gruppe von Kindern an, die schonmal Pornos gesehen hat und vergleiche sie mit Kindern, die noch keine Pornos gesehen haben.
@Raphael: Der Link auf 4chan stammt von mir — es handelt sich schließlich die Seite, was Anonymität sowie nutzergenerierte Inhalte im Netz angeht.
@W.R.
Spar dir bitte die Verallgemeinerungen bzgl. der Kommentarqualität und/oder fass dir direkt mal an die eigeneNase, danke.
Und ja, wenn es um Verbote geht, sind wir für faktenbasierte statt glaubensbasierte (nicht im Sinne von Religion) Begründungen. Dass einige Politiker mit dieser Anforderung Probleme haben, ist offensichtlich aber nicht unser Problem.
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»[…] auf denen privat jeder Sachen hochladen kann und Sachen machen kann, bedenklich, total.« Muahaha!
Vergleiche:
»Jeder kann Sachen machen!« (Conrad Clemens)
»Jeder ist ein Künstler!« (Joseph Beuys)
Und was sind Sachen? Da kann es nur eine Antwort drauf geben:
»Das war die Frau des Potiphar
Die ungemein erfahren war
In allen Liebessachen, so Sachen, so Sachen
Der Gatte aber, o contraer
Der war schon alt und konnt nicht mehr
Tirili tirila, tirili tirila
Die kleine Frau bewachen, bewachen bewachen« (Comedian Harmonists)
Dabei waren die altägyptischen Schlapphüte wahrscheinlich fähiger als unsere. Die hätten ihre Bitte um die Löschung jugendgefährdender Inhalte ganz unbürokratisch in Stein gemeißelt, per berittenem Boten nach Rom geschickt und wären trotzdem nicht nur schneller gewesen, sondern auch erfolgreicher.
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Kann man denn auch deutlicher auf der Mikroebene (z.B. friedlichere Paarbeziehung) bzw. eine genauere Kausalität zwischen Pornografie und Abnahme von Sexualstraftaten feststellen? Werden Sexualstraftaten nicht in jedem Land anderes erfasst? Ist das nicht auch gerade in Japan der Fall? Ich vermute, es könnte sozialwissenschaftlich zutreffender sein, Pornographie als Indikator für Modernisierung und Liberalisierung zu begreifen. Zumindest für die 70er und 80er Jahre. Dann würde diese Korrelation aber dominieren. Ob man heute in den USA hinsichtlich des Impact bei Medienkonsumenten von Pornographie von Liberalisierung sprechen kann?
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@Christian: Es wird Korrelation behauptet, nicht Kausalität — es könnte durchaus sein, dass es eine gemeinsame Ursache gibt, die die beiden Trends „mehr Porno“ und „weniger Sexualstraftaten“ bedingt, nichtsdestotrotz wäre damit die Aussage, dass Pornografie zu (sexualisierter) Gewalt führt, in zentralen Aspekten widerlegt. Im Nachhinein halte ich es übrigens für möglich, dass Conrad Clemens diesen Unterschied selbst auch nicht realisiert hatte. Lies mal das verlinkte Dokument, dort gehen sie auch auf Erfassungsschwierigkeiten und Dunkelzifferprobleme ein.
Es wird schwierig sein da überhaupt eine Kontrolle hinzubekommen. Wenn die Seiten gesperrt werden, dann geht es eben über torrents weiter.
Ich sch(m)eiß mich weg!!!
Es ist lange her, daß ich von jemandem so einen ernsthaften Unsinn gelesen habe. *lol*
Was ich ganz, ganz tolle finde: ES DARF KEINE TABUS GEBEN!!!
Da gabe ich dem Herrn Clemens vollkommen recht: Es darf beim Verbieten keine Tabus geben. Wie wäre es zum Beispiel mal mit diesen Linken? Kann man die nicht auch verbieten? Oder was ist mit den ganzen scheußlichen privaten Website, auf denen Leute nur häßliche Urlaubsfotos und Bilder von ihren nackten Kindern in der Badewanne veröffentlichen? Das ist nicht nur ästhetisch unschön, sondern schon fast Kinderpornographie. Also, das sollte man auf jeden Fall auch verbieten.
Ach, es gäbe so viele, was man verbieten könnte. Da wird ein Junger Unionist ganz feucht im Schritt …
Ich bin übrigens dafür, dumme Nachwuchspolitiker zu verbieten.
An all diejenigen, die sich jetzt hier an den erwähnten Studien abarbeiten und besonders an den Nutzer, der (zynischerweise) eine empirische Studie mit Kindern gefordert hat:
Das ist alles total überflüssig. Man braucht nur mal den Blick über den nationalen Tellerrand zu wagen. In keinem anderen Industriestaat der Welt wird Pornographie so streng kontrolliert wie in Deutschland. Die Niederländer, die Franzosen, die Österreicher, die Amerikaner, die Spanier, die Dänen … In all diesen Ländern kann man nicht nur seit geraumer Zeit Porno im Internet mit einer simplen 18-Jahre-alt-ja-nein-Abfrage anschauen, sondern dort hängen teilweise Erotik- und Pornomagazine gut für jeden sichtbar an den Kiosken und werden auch an Teenies verkauft (ich hab mir selbst als 12-Jähriger in Paris seinerzeit ein Magazin gekauft – Betonung auf SELBST), dort laufen teilweise nachts unverschlüsselt HC-Pornos im Fernsehen usw.
Nun sollte ein deutscher Politiker (oder Möchtegern-Politiker in diesem Fall) einfach mal das tun, wofür er normalerweise nicht bezahlt wird: Selbständig denken. Er sollte einfach mal darüber nachdenken, ob die Menschen in all diesen Ländern in Bezug auf ihr Beziehungsverhalten, ihr soziales Verhalten, ihr sexuelles Verhalten gestört(er) sind.
Dieser schöne Punkt wird nämlich dauernd in der Diskussion übersehen: Wenn in Deutschland Softcore-Erotik als entwicklungsbeeinträchtigend oder gar -gefährdend eingestuft wird, dann bedeutet das im Grunde nichts anderes, als daß unsere Politiker behaupten, ganz Europa sei entwicklungsgeschädigt – nur Deutschland nicht.
Ich würde gern mal unsere Kanzlerin sehen, wie sie Monsieur Sarkozy erklärt, daß alle Franzosen wegen Pornos (im Internet) einen Dachschaden und Neurosen und Psychosen und was weiß ich noch haben.
Es gibt jede Menge Kindersicherungen für das Internet, wer sowas als Elternteil nicht installieren oder die Kinder am Computer “sinnvoll” beschäftigen kann, muß sich eben danebensetzen, um sich nicht strafbar zu machen.
§184 – Verbreitung pornographischer Schriften gilt, wenn der zur Sorge für die minderjährige Person Berechtigte seine Erziehungspflichten gröblich verletzt – der Tatbestand sollte bei der Bereitstellung von Hardcore-Pornographie zumindest tangiert werden.
Die einfachste Lösung wäre doch, global das F*cken zu verbieten, in spätestens 100 Jahren hätten sich alle sozialen Probleme gelöst.
Was habt ihr euch blos alle so kleinlich?
Es soll doch nur eine Struktur eingerichtet werden die einen winzigen Teil unserer Rechte beschneidet. Das geht doch schon seit Jahren und es kümmert kein “Schwein”. Oder sieht wer das sich da mal was zum Positiven wendet?
face the truth – free ur mind
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Man muss sie nicht stoppen, sondern aufklären. Viele Jugendliche wissen doch gar nicht, welche Bedeutung oder wie real der gesehene Porno gerade ist. Aufklärungsmethoden (siehe: http://harri-wettstein.de/pornoforschung/) werden benötigt, um eine Besserung zu schaffen!
Interessantes Material, danke Harald!