Liebe Apfelventilatoren,

immer wenn ich irgendwo eine Audiodatei hochlade, beschwert ihr euch. Sowohl euer angeblich so moderner Browser Safari als der auch der Interface-Alptraum iTunes können das Audioformat Ogg Vorbis nämlich nicht abspielen. Weder euer glänzendes iPad, noch euer zerkratztes iPhone, noch euer abgegriffener iPod schaffen das.

Google Chrome, Mozilla Firefox und Opera hingegen bekommen das hin. mplayer, VLC und Winamp ebenfalls. Jedes Android-Handy und sogar billige China-Hardware kann Ogg Vorbis einfach so abspielen. Eure Apfelprodukte hingegen brauchen dafür Plugins und Firmware-Upgrades – falls ihr überhaupt Programme darauf installieren könnt.

„Naja, es gibt doch MP3“, sagt ihr, „– das geht überall, selbst auf Apfelprodukten!“. Und damit habt ihr nicht einmal Unrecht. Ihr vernachlässigt natürlich, dass Vorbis-Dateien bei gleicher Qualität kleiner als MP3s sind. Dass MP3-Metadaten idiotischen Restriktionen unterliegen. Dass störende Pausen zwischen Liedern auftreten können. Klar, das sind alles vernachlässigbare Probleme.

Aber dann übergeht ihr, dass Autoren von Software mit MP3-Unterstützung böse Briefe erhalten haben. Briefe, die darauf hinweisen, dass man für die Nutzung des Formats Schutzgeld zu bezahlen hat. Und natürlich hat das dazu geführt, dass viele Programme das Erstellen von MP3-Dateien von Haus aus nicht mehr unterstützen, aus ganz pragmatischen Erwägungen.

Klar könnte ich jetzt rumfrickeln, hier runterladen, dort kompilieren. Aber für Ogg und Vorbis existiert ein ganzer Haufen Software, der problemlos funktioniert. Inwiefern sollte es mich da noch interessieren, ob eure verkrüppelten Hipster-Statussymbole meine Dateien verarbeiten können? Ihr bezahlt mich ja nicht einmal.

Ich habe nichts dagegen, dass ihr euch glitzerndes Technikspielzeug kauft. Aber wenn der Hersteller einen jahrelang bekannten Defekt nicht korrigiert, beschwert euch dort. Oder repariert es selber. Meinetwegen verzichtet halt auf von mir produzierte Audiodaten und Software. Eure autoritären Sehnsüchte behaltet aber bitte für euch, anstatt sie mir in Form einer idiotischen Anspruchshaltung vor die Füße zu kotzen.

Falls das nicht klar genug rüber gekommen ist: Mir geht es nicht primär um Audioformate, sondern um das, was man gemeinhin als sense of entitlement bezeichnet – Leute sind vehement der Meinung, ich wäre dafür zuständig, dass irgendwas bei ihnen funktioniert und meckern, wenn ich mit den Schultern zucke.

Wer sich also lieber über Audioformate streitet, sollte das besser in der Kommentarspalte des Lautsprechers tun, einem Podcast über das Podcasten. Dort erfährt man dann auch, welche Autoradios Ogg Vorbis abspielen.

20. Mai 2011 von erlehmann
Kategorien: In eigener Sache, Rants, Software | Schlagwörter: , , , , , , | 13 Kommentare

Kommentare (13)

  1. Jetzt hör aber mal auf zu rangieren! Auf allen normalen Betriebssystemen kann man ogg vorbis abspielen. Bei mobilen Endgeräten aller Art ist das allerdings nicht der Fall. Nichtandroiden Handys spielen das nur seltenst ab. Auch mobile Musikspieler ohne Apfel können oft kein vorbis. MP3 kann dagegen sogar mein Toaster abspielen.

    Das Argument mit überlegener Audioqualität bei gleicher Bitrate kannste auch vergessen. Das spielt nur bei niedrigen Bitraten eine Rolle. AAC ist darin auch noch besser als Vorbis. VBR MP3 mit LAME encodiert ist mehr als gut genug.

    Lizenz und Patentgefurze kannst du dir sparen. Das spielt in deinem Fall doch überhaupt keine Rolle. Ein grosser Teil der Patente ist übrigens schon 2007 abgelaufen und jedes Jahr werden es mehr.

    Nein, Hass und Fanboyverhalten legst eher du zu Tage, Freetard. Den Kampf um Erfolg als Audiocodec hat Vorbis schon vor Jahren verloren. Nur in ein paar wenigen Nischen hat es ein Zuhause gefunden.

  2. Es ist mir egal, ob Vorbis besser ist oder nicht; ich will halt nicht von Apfelventilatoren angepisst werden, bloß weil sie sich für kastrierte Software entschieden kaben. Das ist ja auch sonst so, dass die lieber ihr eigenes Süppchen machen und dann stänkern … ich kann mich da an (mindestens) eine MobileMacs-Folge erinnern, bei der Tim ein wenig angepisst war, das Google WebM pushte. Derartiges Verhalten sehe ich halt nur bei Lüfterjungen – Windows und GNU/Linux-User haben mich z.B. nie genervt, wenn etwas nicht ging.

    Zu Qualität usw. meinte ich ja übrigens, dass das vernachlässigbar ist; besonders gut lesen scheinst du also nicht zu können. Aber das mit den Patenten interessiert mich dann doch – wenn das in [m]einem Fall ja überhaupt keine Rolle [spielt], warum kann die Software auf meinem System dann nochmal den Scheiß nicht? Profitip: Es liegt sicher nicht daran, dass die Programmierer besonders faul sind.

  3. Dein Kommetarformular sieht zerschossen aus.

    Ihr könnt ja eure Audiodateien in jedem Format raushauen, das ihr wollt, allerdings halte ich es prinzipiell doch für eine ganz dufte Idee, wenn man das in einem Format macht, das man sich auch anhören kann.

    Wenn man seinen potentiellen Hörern erklärt, dass sie sich gefälligst erst mal einen anderen Player kaufen sollen, um den eigenen Podcast zu hören, dann wird man vermutlich auf Dauer nicht sonderlich viele Hörer haben.

  4. Mein ganzes Layout ist ein bisschen kaputt, nach dem Upgrade hats mir ein paar Plugins zerschossen und ich nehm mir mal am Wochenende Zeit, das zu fixen. :/

    Was die Reichweite angeht: Du hast total recht – und MP3s von „Warum nicht“ wird es bald wohl auch geben, denn johl hat einen Mac und springt zum Glück auf „mach es doch selbst“ an (aber er war für mich der Anlass für diesen Artikel).

    Abgesehen von derartigen strategischen Überlegungen habe ich jedoch total keine Idee, woher so viele Leute auf die Idee kommen, man müsse gerade ihnen die Häppchen mundgerecht vorkauen, bloß weil ihre Lieblingsfirma nicht gerne halbwegs benutzbare Formate unterstützt. So unaufgeregt, wie du das rüberbringst, hat das z.B. bisher noch keiner geschafft.

  5. Software auf deinem System kann kein mp3 enkodieren? Dann installiere Software, die es kann. Jede Lunix Distro kann mp3 enkodieren. mp3 kann überall abgespielt werden. Wenn man also viele Hörer habe will, sollte man dies anbieten. Und wozu macht man Podcasts, wenn nicht für die Hörer?
    Ein Risiko mp3 anzubieten ist nicht vorhanden. Der Aufwand dafür sollte sich auch in Grenzen halten.

    Ansonsten schliesse ich mich Max Mai an. Woher der Apfelhass kommt habe ich noch nicht verstanden. Freie Weichware Ventilatoren finde ich viel anstrengender, die sich über “unfreie” Formate und Dateien beschweren.

  6. Der Podcast über Podcasts ist sehr gut. Hörempfehlung.

  7. Nun ist das aber unglaublich schwierig, das zu tun. Deswegen mache ich es nicht. Und du missverstehst da etwas: Ich habe in der Tat kein Problem damit, MP3 anzubieten – aber es ist halt einfach nervig, wenn die Patentinhaber da einem gewisse Steine in den Weg gelegt haben. Versuch ruhig, weiter zu leugnen, dass das der Fall ist. Dass MP3 unbedenklich ist, glaub ich dir, wenn du über längere Zeit ein kompiliertes Paket auf einem Server anbietest, bei dem dein Realname im Impressum steht. Dass Linux-Distris mp3-Encoder mit ausliefern oder auch nur im Paketsystem vorhalten, halte ich für ein Gerücht.

    Nebenbei sind mir Hörer- oder Leser-Zahlen ziemlich egal. Ich tue, was mir gefällt und erreiche damit laut Serverlogs schon mehr genug Leute, als ich je beabsichtigte.

  8. WORD!

    btw.: mein reichlich 10 Jahre alter HP Jornada 520 spielt Ogg ab, mein Telefon sowieso und auch jegliches OS das ich nutze (@home Linux x64, zum Spielen Windows 7 x64 und @work sogar dieses frickel-OSX) kann das mit geeigneter Software. Wo sollte irgendwer ein Problem haben? Achja: iThunfisch ist einfach keine geeignete Software, wer darauf beruht dass das Ding sinnvoll ist und von allen unterstützt werden muss, behauptet sicher auch dass jedes Programm in VB.Net geschrieben werden muss, weil das so schön zwischen MS-Platformen austauschbaren Code ergibt.

  9. Ich sehe gar nicht ein, wegen eines einzigen podcast meine Gewohnheiten ändern zu müssen und z.B. mir den vormittag damit zu vergeuden, eine frickelige firmware auf meinen MP3-Player zu spielen. (Trotzdem danke für den Link – interessant)
    Na egal, dann gehe ich so schnell wie ich gekommen bin – andere sprechen in ihr Klo und haben Spaß dabei – ich muß aber mein Ohr nicht ans Abflussrohr halten.

    Viel Erfolg.

  10. Oh, ich habe bisher nur gute Erfahrungen mit frickeliger Firmware gemacht. Unter Anderem was Musikabspielgeräte und auch mein (Android-)Mobiltelefon angeht, konnten die entsprechenden Geräte nachher immer mehr als im Auslieferungszustand. Bestes Beispiel sind da übrigens die Freifunk-Router.

    Kann ich also verstehen, klar. Ist halt das gleiche wie bei mir – sich nicht wegen anderen komplex-komplizierte Arbeit machen, von der ich letztendlich nicht profitiere.

  11. btw.: mal ein paar Kommentare zu diesem Beitrag die ich so in Googles Reader sehe:

    Robin Roth – The first Google Reader item I see reshared by more than 3 people, and there is a reson why.
    Felix Nagel – Amen!
    Myself: +1

    9 people liked this – you, Felix Nagel, Marc Aurel, René Kübler, Robert K., Robin Roth, Sebastian Scho, Johannes Paechnatz, Stephan Sachse
    Shared by Robin Roth
    Shared by Marc Aurel
    Shared by René Kübler
    Shared by Sebastian Scho
    Shared by Felix Nagel
    Shared by you

  12. Also ich kann auf meinen Glitzergeraeten Ogg abspielen. Und es war wesentlich weniger nervige Frickelei als irgendwelche Hardware treibermaessig auf irgendeinem Linux oder Codecs auf Windows an Start zu bekommen :P

  13. Ich würde gerne irgendwo “+1″ oder “I like” drücken =D

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert


Before you post, please prove you are sentient.

Was ist der Vorname von Franz Beckenbauer?