Ein T-Shirt für Herr Urbach

Stephan Urbach äußert sich in der Süddeutschen zu Twitters Zensur-Infrastruktur, mit der Inhalte nur dort gesperrt werden, wo sie illegal sind. Anlass ist die deutschlandweite Zensur des Profils hannoverticker, das von Neonazis befüllt wurde.

Herr Urbach hält das für unzureichend; schließlich sind die Texte noch vorhanden – und können mit geringem Aufwand auch in Deutschland gelesen werden. Getreu dem Motto Löschen statt sperren hätte er menschenverachtende Kinderpornos Neonazi-Propaganda lieber ganz beseitigt.

Erinnert sich noch jemand an Kein Bit ist illegal! ? Definitiv out.

Bild von Herrn Urbach mit Bildunterschrift „ZENSURBACH“
Foto von Ole Reißmann, Lizenz CC BY-NC-SA (SVG-Version, benötigt DIN Schablonierschrift.)

Twitter-Nutzer können die Zensur übrigens umgehen, indem sie einen Wohnort im Ausland angeben. ;)

Jörg Tauss erinnert sich:

Eingriffe gegen ein freies globales Netz wurden schon immer auch mit Naziumtrieben begründet. Siehe die damalige Justizministerin Däubler-Gmelin oder die späteren Sperrverfügungen des Düsseldorfer Regierungspräsidenten Büssow.

Die Büssow-Geschichte passierte 2002. Büssow war in der SPD, Tauss verfasste als deren medienpolitischer Sprecher und MdB eine Pressemitteilung gegen Internetzensur.

Herr Urbach mag Udo Vetter nicht, weil der Nazis strafverteidigt:

Der Berliner Piratenfraktionsmitarbeiter Stephan Urbach (der unlängst in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung den Kurznachrichtendienst Twitter dazu aufforderte, alles zu zensieren, was ihm nicht kultursensibel genug erscheint), bezeichnete Vetter deshalb dreideutig als “Naziverteidiger” und “Nazirechtler”, der “Vergewaltigung verharmlos[e]”.

Herr Urbach hat seinen Twitter-Account gelöscht. Ich habe mal die Pöbeleien gegen Udo Vetter gesichert: Naziverteidiger, Nazirechtler, Vergewaltigungsverharmloser.

Neulich im Cicero:

Urbach: Ja, ich würde gern für den Bundestag kandidieren. Im Februar ist in Berlin die Aufstellungsversammlung. Darauf freue ich mich schon!

Ich würde ja eher eine kompetente Frau wählen.

Gerade fand ich einen Text über datalove auf Herr Urbachs Blog. Der stammt vom März 2011:

Obstructions to datalove

An example are the misconceptions of politicians, who keep trying to establish exceptions for the expression of certain types of data. They say they have to prevent the circulation of anything which might lead to “hate speech,” and restricting child porn is used as an excuse to give them carte blanche in order to restrict the communication ability of others. Consequently, every individual needs the freedom to deal with data for itself and to take the implied responsibilty, rather than being told what data one can or can not receive.

An important principle, thus, is to be a neutral carrier instead of judging and selecting the data in question. Some of us on an individual level might not like a particular type of information, media, or idea, but they understand the fact that the restriction of the circulation of any piece of data, unavoidingly leads to the restriction of the flow of all of it.

Traurig.

Also damit konnte ja wohl niemand rechnen: Stephan Urbach reaktiviert Twitter-Accountund veröffentlicht “Hatelist” mit “sehr hassenden” Personen. Was zum Fick‽

Na endlich: Nach 4,5 Jahren habe ich meinen Austritt abgesendet und werde die Piratenpartei verlassen.

20. Oktober 2012 von erlehmann
Kategorien: Bilder, Netzpolitik | Schlagwörter: , , , | 11 Kommentare

Kommentare (11)

  1. Warum postest du Links zur Mobil-Version von Twitter?

  2. Weil die Mobil-Version von Twitter weniger Schrott enthält.

    mspros Bemerkung über Jahreszeit und Schlafbedürfnis braucht 25 HTTP-Anfragen, insgesamt ca. 400 KB – das ist fast so viel wie das Podcast-Feed aller Folgen von Warum nicht?. Die mobile Variante macht 9 Anfragen und enthält in einem Zehntel des Traffics den gleichen Inhalt: herbst macht müde.

    Natürlich ist das immer noch viel zu viel bloat verglichen mit Fefes Blog. In dem soll es ja angeblich sogar Beiträge über 140 Zeichen geben!

  3. Schönes Shirt. Meine zwei Cents: Ich kann Urbach noch an die Stelle folgen, wo er “möchte, dass alle Plattformen Nazi-Propaganda löschen, aus dem Netz tilgen und keine Öffentlichkeit für Rechtsradikale mehr erlauben”. Möchte ich auch. Aber dann diese Kackscheiße über Meinungsfreiheit? Meine Fresse, warum glaubt er eigentlich dass im first amendment steht “free speech, außer für böse™ Menschen?”. Nee nee, das Shirt passt schon. Gerade weil es schwarz-weiß ist. Im übrigen schlage ich als bis zur Endlösung das DDOSen des politischen Gegners vor, ist fast genauso toll wie löschen.

  4. Nee nee, das Shirt passt schon. Gerade weil es schwarz-weiß ist.

    +1

  5. was urbach doch eigentlich sagen wollte, war, dass twitter ihre TOS so ändern sollen, dass nazis die nutzung des dienstes ganz untersagt wird. das ginge wahrscheinlich, da das verfassungsmäßige zensurverbot eben nicht für privatpersonen gilt, nazis können z.b. ja gerne app.net verwenden. nur wünscht er sich eben, dass die dienste selbst moralische entscheidungen treffen und klar stellung gegen z.b. nazis beziehen.

  6. Ich bin selbst ein recht moralischer Mensch, ABER ICH BIN DAGEGEN DASS DIENSTE (ODER LIZENZEN) MORALISCHE “KRITERIEN” HABEN.

    (kann so zitiert werden)

  7. Mit dem Shirt auf den Punkt gebracht.

  8. Wann merkt endlich ganz Deutschland, dass Urbach einer dieser Spinner ist, der sich gern mal in der Zeitung sieht und in den Vordergrund rückt.
    Das ist ein Depp, nicht mehr und nicht weniger!

  9. Es geht Herrn Urbach wahrscheinlich nur um Aufmerksamkeitsgewinn für seine Bundestags-Kandidatur. Ich habe ihn jedenfalls noch nie bei praktischen antifaschistischen Aktionen gesehen.

  10. Was Herrn Urbach anbelangt, empfiehlt es sich bei Marx und Engels über das Phänomen des “Lumpenproletariats” nachzulesen. Derzeit wird der besagte ja aufgrund eines extra für ihn geschaffenen Postens mit Staatsknete alimentiert. Dies ist der Dank des Systems für den Umstand, daß jenes sich “fortschrittlich” gebende Subjekt der arabischen Reaktion in Ägypten zum Sieg verholfen hat…

  11. [b]Strafverteidiger sind Untermenschen[/b], so einfach ist das.

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