One License Per Child
Slashdot berichtet – Nicholas Negroponte, Vorsitzender des OLPC-Projektes, heißt proprietäre Software willkommen: OLPC müsse [um] eine größere Gemeinschaft anzusprechen, […] pragmatisch sein
, man erörtere bereits mit Microsoft Dual-Boot-Versionen
, Sugar müsse […] [auch] auf Windows laufen
. Open-Source-Fundamentalismus sei unerwünscht (Originalposting hier).
Die Diskussion bei Slashdot spricht Bände: Bruce Perens zeigt auf, welche Potentiale OLPC hat und wohin eine Zusammenarbeit mit Microsoft führt: DRM, signierte Firmware, totale Kontrolle – das erörterte Szenario entspricht ziemlich genau einer Kurzgeschichte von Richard Stallman. Ein bisschen Freiheit gibt es eben nicht in diesem Zusammenhang – auf seinen Idealen zu beharren ist durchaus angebracht. (Ein kleiner Exkurs zu Negropontes Rhetorik: Die Bush-Administration würde jubeln, wenn diese Menschenrechts-Fundamentalisten endlich Kompromisse eingehen würden.)
Woher die Illusion, Bildung und Geheimniskrämerei seien zu vereinbaren, kommt, ist mir allerdings unklar – die Unterstellung, dass Lehrer sich zu wenig Gedanken über eine konsequente ganzheitliche Didaktik machen, erscheint mir geradezu böswillig. Dennoch begegne ich immer wieder Personen, die genau diese Position vertreten, z.B. an der Universität: So wird im Kurs “Einführung in die Programmierung” zunächst eine proprietäre Programmiersprache gelehrt; für 40€ kann man die zugehörige Software mieten – die Nutzung ist auf Ausbildungszwecke beschränkt, zudem muss die Software nach dem Ende des Studiums gelöscht werden. Ein wenig erinnert mich das an einen Fall an meiner ehemaligen Schule, bei dem eine Klausur nicht geschrieben werden konnte, weil die Lizenz für MuPAD abgelaufen war – die Software hatte sich zum Halbjahr deaktiviert.
Bonus zum Welttag des geistigen imaginären Eigentums: Fefe, der Wagner der Netzkultur, publiziert einen Brief des Internets (PDF) an das Merkel.
Update: OLPC ist tot. So viel zu ihren Prinzipien.