Eine Geschichte aus Nordberlin

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber in letzter Zeit schlafe ich sehr schlecht. Eigentlich schlafe ich wohl gar nicht mehr richtig, aber ich bin auch nie richtig wach.

Manchmal, wenn ich mit offenen Augen im Bett liege, sehe ich Tristan in seinem Zimmer im Tiefparterre. Er sitzt vor einem alten Laptop und scheuert seinen Schwanz - vergeblich, denn seine Eier sind längst vertrocknet und sein Hodensack ist nur noch ein mit Staub gefüllter Beutel, der beim Gehen raschelt. Hin und wieder fließt eine Träne aus seinem lidlosen Auge, während er leise vor sich hin murmelt.

Ich weiß, er sucht nach dem richtigen Wort, um mich zu vernichten. Sobald er es gefunden hat, wird er mich anrufen, mir das schreckliche Wort ins Ohr brüllen und mein ohnehin angegriffener Geist wird in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Ich beobachte eine Spinne an der Zimmerdecke. Das Telefon klingelt. Ich bin verloren.